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Hessen (Linienschiff)

Aus U-Boot-Archiv Wiki

Die SMS HESSEN war ein Linienschiff der Braunschweig-Klasse der deutschen Kaiserlichen Marine.
Nach dem Ersten Weltkrieg hoffnungslos veraltet war sie für die Siegermächte von keinem Interesse. Mit ihren vier Schwesterschiffen und vier etwas neueren Schiffen der Deutschland-Klasse wurden sie die Erstausstattung der Reichsmarine. Nicht erheblich modernisiert wurden 1921 zunächst die HANNOVER und die BRAUNSCHWEIG in Dienst genommen, denen 1924 die ELSASS folgte.
Die HESSEN wurde 1924 überholt und am 05.01.1925 als viertes Linienschiff der Reichsmarine wieder in Dienst gestellt. Ihre 8,8-cm-Geschütze waren auf nur noch vier reduziert, die 1930 durch Flugabwehrkanonen ersetzt wurden. Anfangs hatte sie noch zwei alte 45-cm-Torpedorohre, die später durch eine modernere Torpedoanlage mit zweimal zwei 50-cm-Torpedorohren ersetzt wurde. 1931 wurde die Zahl der 17-cm-Geschütze auf zwölf reduziert.
Das Schiff unternahm in den Zwischenkriegsjahren viele Ausbildungsreisen. Es besuchte im Juni 1925 zuerst Norwegen und Anfang 1926 Libau und Reval und war dann im Mai/Juni an der ersten großen Verbandsreise der Reichsmarine ins Mittelmeer beteiligt, auf der die HESSEN Port Mahon, Cartagena und Vigo besuchte. 1927 folgte die noch längere Reise von März bis Juni mit Besuchen der Hessen auf den Kanaren und Kap Verden und in Lissabon. Im Juli besuchte die Hessen zusammen mit dem Torpedoboot T 190 als erstes deutsches Kriegsschiff nach dem Ersten Weltkrieg die Freie Stadt Danzig. 1928 besuchte sie erneut Norwegen, und 1929 führte die Flottenreise mit vier Linienschiffen, fünf neuen und vier alten Torpedobooten nach Nordspanien. Die Hessen lief die Häfen von Caraminal an der Arosabucht, Villagarcía de Arosa und El Ferrol an. Im Spätsommer folgte noch eine Ostseereise mit der Schleswig-Holstein, achtzehn Torpedobooten, sechs Minensuchern und Tendern, auf der die beiden Linienschiffe mit fünf Torpedobooten Stockholm vom 30.08. bis zum 05.09. besuchten.
Die organisatorischen Veränderung der Reichsmarine zum 01.01.1930 bedeuteten, dass die vier im Dienst befindlichen Linienschiffe SCHLESWIG-HOLSTEIN (das Flottenflaggschiff), SCHLESIEN, ELSASS und HESSEN unter einem "Befehlshaber der Linienschiffe" in Kiel vereinigt wurden. Vom 02.04. bis zum 18.08. wurde die Flottenreise nach Spanien und ins Mittelmeer mit vier Linienschiffen, einem Leichten Kreuzer und zehn Torpedobooten durchgeführt. Alle Schiffe besuchten Vigo, die Hessen dann Alicante und mit der SCHLESWIG-HOLSTEIN Palermo sowie Syrakus. Dann lief die Hessen nach Venedig und traf die SCHLESIEN und die SCHLESWIG-HOLSTEIN vor Korfu und besuchte mit den drei anderen Linienschiffen dann noch Palma, allein nochmals Alicante und wieder zu viert Cádiz. Im Herbst fand noch ein Besuch von Kristiansand statt.
Im Sommer 1931 erfolgte die nächste Flottenreise wieder nach Norwegen. 1932 machte die HESSEN einen Besuch von Visby auf Gotland und dann mit dem Flottenflaggschiff SCHLESWIG-HOLSTEIN vom 06. bis zum 12.07. in Oslo. Im Herbst besuchte sie wiederum Danzig. Die für 1933 geplante Auslandsreise nach Spanien fiel für die Flotte aus, die Hessen machte nur einen Auslandsbesuch in Reval. 1934 gab es wieder eine Sommerreise nach Norwegen, und die Hessen besuchte Bergen und den Sognefjord. Am 12.11.1934 wurde die Hessen außer Dienst gestellt und durch das Panzerschiff ADMIRAL SCHEER ersetzt.
Dann wurde sie zum funkgesteuerten Zielschiff umgerüstet. Masten, Bewaffnung und zwei Schornsteine wurden entfernt, eine neue Bugpartie angebaut, die das Schiff 10 m länger machte, und eine Turbinenantriebsanlage eingebaut, die dem Zielschiff ferngelenkt eine Höchstgeschwindigkeit von 20 Knoten erlaubte. Ab 01.04.1937 diente die HESSEN der Kriegsmarine als Zielschiff, gesteuert vom Führungsboot BLITZ, dem ehemaligen Torpedoboot T 185 (ex V 185), das schon seit 1933 mit dem Zielschiff ZÄHRINGEN eingesetzt wurde. Für den Betrieb als Zielschiff gab es eine 80-köpfige Besatzung, die beim ferngelenkten Betrieb nicht an Bord war. Durch den Umbau des alten Torpedoboots T 151 (ex V 151) erhielt die HESSEN am 12.03.1937 noch ein eigenes, KOMET genanntes Führungsboot. Am 30.08. erfolgte die erste scharfe Übung mit dem Leichten Kreuzer LEIPZIG. Das Führungsboot Komet wurde im April 1939 Torpedofangboot. Es wurde durch das umgebaute Torpedoboot T 123 (ex T 23 ex S 23) ersetzt, das ebenfalls KOMET genannt wurde.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden die HESSEN und die BLITZ von der Sowjetunion beschlagnahmt. Anfang Januar 1946 fuhren sie, zusammen mit vier anderen ehemals deutschen Schiffen (dem Leichten Kreuzer NÜRNBERG, dem Zerstörer ERICH STEINBRINCK, dem Torpedoboot T 33 und dem alten Torpedoboot und nunmehrigen Torpedofangboot T 107) nach Libau und wurden in TSEL und WYSTRELW umbenannt. Die Restbesatzungen der sechs Schiffe wurden von dem mitfahrenden und danach ebenfalls an die sowjetische Marine auszuliefernden U-Boot-Begleitschiff OTTO WÜNSCHE nach Deutschland zurückgebracht.
Die HESSEN/TSEL wurde Ende der 1950er oder Anfang der 1960er Jahre endgültig ausgemustert und danach verschrottet.