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Reichsministerium für Rüstung und Kriegsproduktion

Aus U-Boot-Archiv Wiki

Ab 02.09.1943 fungierte das ehemalige Ministerium für Bewaffnung und Munition – nach der Unterstellung aller Wirtschaftsbereiche – als Reichsministerium für Rüstung und Kriegsproduktion (Anschrift: Viktoriastraße 11, Berlin). Ab 16.09.1943 leitete Hans Kehrl das Planungsamt, ab 01.11.1943 das Rohstoffamt im Reichswirtschaftsministerium. Später wurde er Präsident des Rüstungsamtes im Reichsministerium für Rüstung und Kriegsproduktion. Das Reichskuratorium für Wirtschaftlichkeit (RKW), das 1938 mit der Rationalisierung der österreichischen Wirtschaft sowie der Arisierung und Liquidierung jüdischer Betriebe befasst war, wurde im August 1943 faktisch in das Ministerium für Rüstung und Kriegsproduktion übernommen. Sein Leiter Georg Seebauer wurde dort Leiter vom „Produktionsamt für Verbrauchsgüter“.
Unter Speers Regie wurden stetig neue Rekordzahlen bezüglich der Rüstungsproduktion publiziert, die jedoch nicht immer auf realen Zuwächsen beruhten, bzw. die auf Zuwächsen an Produktivität beruhten, der ohne jegliches äußere Zutun automatisch eintrat mit längerer Dauer der Produktion nach der Anlaufphase. Um diese Produktion weiter zu steigern, wurden Millionen von Zwangsarbeitern eingesetzt, die von dem seit 1942 amtierenden Generalbevollmächtigten für den Arbeitseinsatz Fritz Sauckel rekrutiert und in vielen Fällen dem für die Erstellung vieler Fabrik- und Produktionsanlagen verantwortlichen SS-Gruppenführer Dr.-Ing. Hans Kammler zur Verfügung gestellt wurden. Angesichts der zunehmenden alliierten Luftangriffe auf die deutsche Rüstungsindustrie (aber auch auf die Treibstoff-Produktion der Hydrierwerke) setzte das Speer-Ministerium in Absprache mit Hitler und Göring zunehmend auf die Verlagerung von Rüstungsbetrieben untertage. Bei diesen Arbeiten kamen Tausende von Zwangsarbeitern und Konzentrationslagerhäftlinge ums Leben, wie beispielsweise bei der Errichtung der Raketen- und Flugzeugproduktions-Höhlenanlage Dora-Mittelbau.
Hitler ernannte nach Todts Ableben seinen bisherigen Generalbauinspektor für die Reichshauptstadt, Albert Speer, zum Nachfolger auf dem Ministerposten und sämtlichen Posten von Todt, darunter die Ämter Generalinspektor für das deutsche Straßenwesen, Generalinspektor für Festungsbau und Generalinspektor für Wasser und Energie. Speer war, anders als Todt, nicht mehr von Göring abhängig, sondern galt als Hitlers enger Vertrauter. Mit einem Führerbefehl vom 31.03.1942 wurde Speer ermächtigt, einschneidende Maßnahmen zur Vereinheitlichung der Rüstungswirtschaft anzuordnen. Gleichzeitig wurde durch diesen Führererlass die angebliche Selbstverantwortung der in der deutschen Wirtschaft führenden Männer herausgestellt (die faktisch zunehmend in eine straffe staatliche Planwirtschaft eingebunden wurden) und so auch für das Erhebungswesen eine neue Grundlage geschaffen.
Mit der im April 1942 geschaffenen Zentralen Planung erreichte Speer eine zentrale Steuerung der Wirtschaft nach staatlichen Belangen und konnte dabei auf alle Bereiche der Kriegswirtschaft zurückgreifen (z. B. auf die wichtigen Rohstoffkontingente an Betriebe). Der vom Speer-Ministerium propagandawirksam zusammengestellte (aber nicht immer auf realen Grundlagen beruhende) Rüstungsindex stieg laufend und erreichte im Juli 1944 sein Maximum (1944 = 322 zu 1940 = 100).
Nebenbei wurde dem Rüstungsministerium auch das Maschinelle Berichtswesen (MB) unterstellt. Das MB beruhte als Serviceleistung auf der in den Rüstungsbetrieben großflächig eingeführten Lochkartentechnik. Mit dem MB konnten aus dem Speerministerium die verfügbaren Produktionsmittel zeitnah disponiert und Produktionsentscheidungen getroffen werden. Zu diesen Produktionsmitteln gehörten – was in den zeitgenössischen und späteren Publikationen gern heruntergespielt wurde – Zwangsarbeiter und Konzentrationslager-Häftlinge.
Diese rationale, im polykratischen NS-System ungewöhnliche Weisungsbefugnis über alle wehrwirtschaftlich wesentlichen Bereiche des sozialen Lebens macht im Umkehrschluss Speer auch für den Häftlingseinsatz in Auschwitz verantwortlich. Speer hatte in Einzelbeurteilungen und später pauschal SS-Wirtschaftsbetrieben das Plazet der Kriegswichtigkeit bescheinigt.
Aus Wikipedia/Deutschland | → Reichsministerium für Rüstung und Kriegsproduktion