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U 1229

Aus U-Boot-Archiv Wiki

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Datenblatt: Unterseeboot U 1229
Typ: IX C/40
Bauauftrag: 14.10.1941
Bauwerft: Deutsche Werft AG, Hamburg
Baunummer: 392
Serie: U 1221 - U 1262
Kiellegung: 02.03.1943
Stapellauf: 22.10.1943
Indienststellung: 13.01.1944
Kommandant: Arnim Zinke
Feldpostnummer: M - 55 295
Kommandanten
13.01.1944 - 20.08.1944 Korvettenkapitän - Arnim Zinke
Flottillen
13.01.1944 - 31.07.1944 Ausbildungsboot - 31. U-Flottille, Hamburg
01.08.1944 - 20.08.1944 Frontboot - 10. U-Flottille, Lorient
1. Unternehmung
13.07.1944 - 15.07.1944 Ausgelaufen von Kiel - Eingelaufen in Kristiansand
16.07.1944 - 16.07.1944 Ausgelaufen von Kristiansand - Eingelaufen in Bergen
17.07.1944 - 17.07.1944 Ausgelaufen von Bergen - Eingelaufen in Alesund
18.07.1944 - 19.07.1944 Ausgelaufen von Alesund - Eingelaufen in Drontheim
26.07.1944 - 20.08.1944 Ausgelaufen von Drontheim - Verlust des Bootes
U 1229, unter Korvettenkapitän Arnim Zinke, lief am 13.07.1944 von Kiel aus. Nach dem Marsch über die Ostsee, Ergänzungen in Kristiansand, Geleitwechsel in Bergen, Übernachtung in Alesund, sowie die Reparatur des Schnorchel in Drontheim, operierte das Boot im Nordatlantik. Als Sonderauftrag sollte der V-Mann Oskar Mantel bei Long Island an Land gesetzt werden, dazu kam es jedoch nicht mehr. Nach 38 Tagen wurde U 1229 von amerikanischen Trägerflugzeugen versenkt.
U 1229 konnte auf dieser Unternehmung keine Schiffe versenken oder beschädigen.
Klick hier → Original KTB für die 1. Unternehmung
Verlustursache
Datum: 20.08.1944
Letzter Kommandant: Arnim Zinke
Ort: Nordatlantik
Position: 42° 20' Nord - 51° 39' West
Planquadrat: CC 2258
Verlust durch: Wasserbomben und Bordwaffen
Tote: 18
Überlebende: 41
Klick hier → Besatzungsliste U 1229
Verlustursache im Detail
U 1229 wurde am 20.08.1944, im Nordatlantik südöstlich Neufundland, von den Grumman TBF Avenger T-16 (Bernhard-C. Sissler), T-19 (Alex-X. Brokas) und T-21 (Milton-J. Sherbring) und den Grumman F4F Wildcat F-7 (John-B. Watson) und F-9 (John Sulton Jr.) der Squadron VC-42 des US-Geleitflugzeugträgers USS Bogue (CVE-9) (Capt. Aurelius-Bartlett Vosseller) versenkt.
Busch/Röll schreiben dazu:
Zitat: Die Versenkung von U 1229 nach amerikanischen Berichten:
U 1229 verließ am 13.07.44 um 08:00 h Kiel, am 15.07.44 um 02:00 h wurde Kristiansand erreicht. Hier wurde das Boot nochmals betankt, und die Batterien aufgeladen. Am 16.07.44 um 02:00 h wurde Kristiansand verlassen, Richtung Bergen dicht an der Küste haltend. Bergen wurde am 16.07.44 um 19:00 h erreicht und das Geleit gewechselt sowie frischer Proviant übernommen. Am 17.07.44 verließ U 1229 Bergen. Am 19.07.44 gegen Abend kam es zu einer Schnorchelpanne, nachdem im getauchten Zustand mit ausgefahrenem Schnorchel die Abgasleitung des Diesels brach. U 1229 musste beidrehen und Kurs Drontheim nehmen, dass am 20.07.44 gegen 02:00 h erreicht wurde. Nach kurzer Reparatur verließ U 1229 am 26.07.44 Drontheim mit Kurs Atlantik. Während der folgenden 14 bis 18 Tage fuhr U 1229 fast ununterbrochen mit Schnorchel getaucht. Soweit es das Wetter erlaubte, tauchte Zinke gewöhnlich jeden Tag zehn bis 15 Minuten auf, um die Position zu überprüfen. Etwa eine Woche vor dem Sinken änderte Zinke seine Taktik und fuhr U 1229 den ganzen Tag über Wasser.
Gewöhnlich tauchte man jeden Abend gegen 20:00 h und blieb 6 bis 8 Stunden unter Wasser, damit sich die Mannschaft ausruhen konnte. Der I. Wachoffizier, Leutnant zur See Hans Quirin, protestierte bei Zinke, dass es Selbstmord sei, tagsüber aufgetaucht zu fahren. Doch Zinke setzte seine Befehlsgewalt durch, und ignorierte die Meinung seiner Offiziere. Fünf oder sechs Tage vor dem Sinken sichtete die Brückenwache in der Ferne eine Korvette und ein viermotoriges Flugboot vom Typ Consolidated PBY Catalina. Das Boot tauchte rechtzeitig und es kam zu keinem Zwischenfall. Am 20.08.44 abends fuhr U 1229 wieder aufgetaucht, wie es während der letzten Tage so üblich gewesen war, als man in einiger Entfernung ein Flugzeug entdeckte, das zum Angriff bereit war. Das Feuer wurde sofort auf das Flugzeug eröffnet, das sich in niedriger Höhe näherte und seine Bomben abwarf, die an der Backbordseite detonierten.
Die folgenden Explosionen schleuderten vier Männer der Geschützbedienung sowie eine der 20 mm Kanonen über Bord. Die fünf Männer, die über Bord gingen, waren verloren. Der Rest der Brückenwache kletterte eiligst unter Deck, und das Alarmtauchmanöver wurde eingeleitet. Im Boot waren nur wenige Schäden sofort sichtbar, obwohl es stark erschüttert worden war. Das Licht ging aus, doch bald flackerte die Notbeleuchtung. Nur durch das Turmluk drang ein wenig Wasser ein. Die Stelle konnte aber ohne Schwierigkeiten abgedichtet werden. Das Boot war auf 60 Meter getaucht, als man feststellte, dass die Batterien schwer beschädigt worden waren. Schätzungsweise waren 35 Zellen zerstört, und die Motoren verloren rasch an Energie. Daraufhin ließ man das Boot wieder bis auf 30 Meter aufsteigen. In der Zwischenzeit befürchtete man, dass einer der Brennstofftanks beschädigt worden war, und an der Oberfläche eine Ölspur zu sehen war.
Wie sich später herausstellte, war diese Befürchtung begründet. Im Laufe der Zeit wurden die Batterien immer schwächer, Gase begannen sich anzusammeln. Der nächste Befehl lautete, mit dem Boot auf Schnorcheltiefe zu gehen, um ein Fahren mit dem Schnorchel zu ermöglichen. Zwei Versuche, die Diesel zu starten, misslangen und das Boot tauchte auf. Als die Sehrohre und der Schnorchel an der Wasseroberfläche erschienen, vernahm man im Boot harte Schläge, die als Bordwaffenbeschuss eines Flugzeugs identifiziert wurden. Die Lage des Bootes wurde als hoffnungslos angesehen und der Befehl gegeben, jetzt etwa zwei Stunden nach dem ersten Angriff das Boot zu verlassen. Als die Mannschaft aus dem Turm stieg, geriet sie unter heftigen Beschuss durch das angreifende Flugzeug und es gab viele Verwundete. Es wurde kein Versuch unternommen, die Geschütze zu besetzen.
Zinke sah man zuletzt unverwundet auf der Brücke stehen, vermutlich wurde er später von Geschossen getötet, ebenso wie der I. Wachoffizier Quirin, der mehrere Male von Kugeln getroffen wurde und auf dem Deck des U-Bootes starb. Beide gingen mit U 1229 unter. Es wurde kein Versuch gemacht, das U-Boot zu versenken, denn die Schäden waren durch den Beschuss so groß, das U 1229 bereits am Sinken war. Die Außentanks waren so durchlöchert, dass man die Luft aus den Tanks zischend entweichen hören konnte. Kurz nachdem der letzte Mann das Boot verlassen hatte, hörte man aus dem untergehenden Boot eine ohrenbetäubende Explosion. Dann ging U 1229 im spitzen Winkel mit dem Bug zuerst unter.
Nachfolgender Gefechtsbericht:
Am 20.08.44 um 12:27 h empfing der Radarüberwacher der Avenger 1C-19 ein Echo auf seinem Radarschirm, dass sich bald als ein aufgetaucht fahrendes U-Boot entpuppte. Die Entfernung betrug etwa vier Meilen. Aus drei Meilen Entfernung eröffnete das U-Boot das Feuer und schoss weiter, bis die Bombardierung begann. Eine ausweichende Drehung des U-Bootes brachte seine Steuerbordseite in perfekte Position für einen Bombenangriff des Flugzeuges. Zwei Bomben wurden aus 100 Fuß Höhe abgeworfen. Sie schlugen auf der Backbordseite ein, eine ganz nah an der Backbordseite des Turms und die andere etwa 40 Fuß vor dem Bug. Während des Hochziehens wurde der Turm von den Heckschützen unter Beschuss genommen.
Bei den Explosionen wurde der Kommandoturm zertrümmert, und der Pilot sah, wie etwas vom Heck wegflog. Danach tauchte das U-Boot unter. Ein Ölfleck dehnte sich von der Tauchstelle etwa eine halbe Meile aus. Währenddessen wurden weitere Flugzeuge von der BOGUE gestartet, und andere, die sich bereits in der Luft befanden, wurden über Funk an den Ort des Geschehens beordert. Um 14:19 h wurde die Kontur eines U-Bootes unter der Ölspur gesichtet. Um 14:25 h erschienen beide Sehrohre und der Schnorchel an der Oberfläche. Zwei Flugzeuge begannen gleichzeitig mit dem Bombardement, aber wegen ihres Übereifers näherten sie sich einander im Gleitflug zu sehr an und waren so gezwungen, ihre Bomben etwa 200 Fuß vor dem Zielpunkt abzuwerfen. Um 14:30 h war das U-Boot vollkommen aufgetaucht und die Mannschaft erschien in Schwimmwesten und mit Rettungsbooten an Deck.
Während dieser Zeit wurde von den Flugzeugen ununterbrochen der Bordwaffenbeschuss fortgesetzt, bis das Boot gegen 14:43 h unterging. Um 14:43 h hob sich das Heck des U-Bootes über die Oberfläche, der Bug überschlug sich jäh, und das gesamte Boot glitt in einem spitzen Winkel in die See. Wenige Sekunden später erschütterte eine gewaltige Explosion das bereits versunkene Boot und schleuderte Wasser und Trümmer 100 Fuß hoch in die Luft. Erst durch die Befragung der geretteten Besatzungsmitglieder konnte festgestellt werden, dass das Boot nicht selbst versenkt worden war, sondern das Sinken das Resultat des Beschusses der Flugzeuge war. Zitat Ende.
Aus Busch/Röll - Die deutschen U-Bootverluste - S. 282, 283, 284.
Clay Blair schreibt dazu:
Zitat: Das IXC/40-Boot U 1229 unter dem 36jährigen Armin Zinke lief am 13. Juli von Kiel aus. Zinke hatte Oskar Mantel, einen 42jährigen Agenten der Abwehr, an Bord genommen, den er an der Küste der Vereinigten Staaten, vermutlich in Maine oder Massachusetts, absetzen sollte. Nach Erledigung dieser Spezialaufgabe sollte er in kanadischen Gewässern eine normale Feindfahrt durchführen. Zinke füllte seine Treibstofftanks in Norwegen auf und lief am 17. Juli wieder aus, mußte jedoch wegen einer schweren Schnorchelpanne am 20. Juli in Drontheim anlegen. Eine Woche später stach er dann wieder in See.
Am 8. August ermittelte die alliierte U-Boot-Überwachung per Funkpeilung die Position des Bootes und setzte ihm den Geleitträger Bogue auf die Spur. Am 20. August erwischte eine von Alex X. Brokas geflogene Avenger der Bogue das Boot über Wasser und griff es mit Raketen an. Sie gingen fehl, aber das Flugzeug warf zwei gute platzierte Wasserbomben. Durch die Detonationen gingen fünf Flak-Schützen des Bootes über Bord, und Zinke war zum Alarmtauchen gezwungen. Er blieb zwei Stunden unter Wasser. Doch die Detonationen hatten 35 Batteriezellen beschädigt, so daß er schließlich kaum noch Strom hatte und auftauchen mußte. An der Oberfläche wurde er von sechs Flugzeugen der Bogue erwartet und sofort mit Bordwaffen und Wasserbomben angegriffen - ein wildes Feuerwerk, in dem vermutlich Zinke und sein Erster Wachoffizier getötet wurden. Der Leitende Ingenieur Willy Büttner versenkte das Boot. Geleitfahrzeuge der Bogue retteten 41 Mann der 59köpfigen Besatzung und nahm sie mit nach Argentia. Ein Deutscher starb noch auf See. Zitat Ende.
Aus Clay Blair - Band 2 - Die Gejagten - S. 749.
Literaturverweise
Clay Blair "Der U-Boot-Krieg - Die Gejagten 1942 - 1945" - Heyne Verlag - 1999 - S. 749. → Amazon
Rainer Busch/Hans-Joachim Röll "Der U-Boot-Krieg 1939 - 1945 - Die deutschen U-Boot-Kommandanten" - Mittler Verlag - 1996 - S. 264. → Amazon
Rainer Busch/Hans-Joachim Röll "Der U-Boot-Krieg 1939 - 1945 - U-Boot-Bau auf deutschen Werften" - Mittler Verlag - 1997 - S. 141, 230. → Amazon
Rainer Busch/Hans-Joachim Röll "Der U-Boot-Krieg 1939 - 1945 - Die deutschen U-Boot-Verluste" - Mittler Verlag - 2008 - S. 282, 283, 284. → Amazon
Axel Niestlé "German U-Boot Losses During World War II" - Verlag Frontline Books 2022 - S. 132, 267, 278, 280, 281. → Amazon
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