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U 1234

Aus U-Boot-Archiv Wiki

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Typ: IX C/40
Bauauftrag: 14.10.1941
Bauwerft: Deutsche Werft AG, Hamburg
Baunummer: 397
Serie: U 1221 - U 1262
Kiellegung: 11.05.1943
Stapellauf: 07.01.1944
Indienststellung: 19.04.1944
Kommandant: Helmut Thurmann
Feldpostnummer: M-50 706

Kommandanten

19.04.1944 - 14.05.1944 Kapitänleutnant Helmut Thurmann
15.05.1944 - 16.10.1944 Unbesetzt -
17.10.1944 - 05.05.1945 Oberleutnant zur See Hans-Christian Wrede

Flottillen

19.04.1944 - 15.05.1944 Ausbildungsboot 31. U-Flottille Hamburg - Klick hier → Ausbildung
16.05.1944 - 16.10.1944 Außer Dienst -
17.10.1944 - 31.01.1945 Ausbildungsboot 31. U-Flottille Hamburg

Verlustursache

Boot: U 1234
Datum: 05.05.1945
Letzter Kommandant: Helmut Thurmann
Ort: Hörup Haff
Position: 54°53' Nord - 09°50' Ost
Planquadrat: AO 7473
Verlust durch: Selbstversenkung
Tote: 0
Überlebende: -
Klick hier → Besatzungsliste U 1234
U 1234 wurde am 05.05.1945, im Hörup Haff, bei der Aktion Regenbogen, selbst versenkt.
Das Boot sank schon einmal, am 14.05.1944 gegen 23:00 Uhr, vor Gotenhafen. Im Nebel kollidierte, daß noch in der Ausbildung befindliche Boot, mit dem deutschen Schlepper ANTON und sank. Das Boot wurde später gehoben und repariert. Es wurde am 17.10.1944 wieder in Dienst gestellt. Dabei kamen 13 Besatzungsmitglieder ums Leben, 43 Besatzungsmitglieder wurden gerettet.
Busch/Röll schreiben dazu:
Ich zitiere: Bericht des I. Wachoffiziers Ernst Büttner:
Ich war der I. Wachoffizier auf dem Boot U 1234 seit der Indienststellung. Das Boot befand sich am 14.05.44 im Zuge der Ausbildungs- und Erprobungsfahrten auf einer Überführungsfahrt von Swinemünde nach Gotenhafen. Wenige Seemeilen vor der Hafeneinfahrt wird es auf dem Zwangsweg nachts um 23:00 h von einem mittleren Schlepper gerammt. Der Bug des Schleppers traf das Boot an der Steuerbordseite in Höhe des vorderen Torpedorohrsatzes so heftig, dass der Druckkörper sofort durchschlagen wurde und das Boot in wenigen Sekunden sank. Bis zum nächsten Tag um 10:00 Uhr konnte der größte Teil der Besatzung gerettet werden. Die Wassertiefe betrug etwa 25 Meter. Verluste hatten wir 13 Mann, davon waren 8 Tote im Boot nach dem Heben desselben. Einer wurde später bei Hela angeschwemmt. Vier Mann blieben weiter vermisst.
Bericht über die Bergung des durch Rammstoß gesunkenen U 1234 am 14.05.1944 vom Kommandanten des bei der Bergung beteiligten Vorpostenbootes:
Um 23:04 h passiere ich den Weg 76 und beobachte, dass voraus ein Boot mit Scheinwerfern die Wasseroberfläche absucht. Einzelheiten sind hierbei noch nicht zu erkennen. Um 23:14 h beobachte ich jetzt etwa 150 Meter vor dem Boot auftauchende Männer und einen großen Strudel im Scheinwerferlicht. Gehe sofort mit der Fahrt zurück. Gebe Alarm und lasse sobald die Fahrt aus dem Boot gekommen ist, zwei Dingis und zwei Schlauchboote zu Wasser bringen. Durch Absuchen der Wasseroberfläche mit beiden Scheinwerfern gelingt es, zehn Mann zu retten. So beteiligt sich hierbei außerdem der Schlepper ANTON, der das Boot gerammt hatte, und ein jetzt hinzu kommendes Boot einer Hafenschutzflottille. Das Ertrinken eines Mannes wird hierbei beobachtet. Lasse noch eine halbe Stunde die Unfallstelle mit beiden Scheinwerfern absuchen, es werden aber keine Männer mehr gefunden.
Beim Erreichen der Unfallstelle müssen etwa 15 Minuten seit dem Rammen vergangen sein. Um 23:48 h gehe ich längsseits des Schleppers ANTON, auf dem sich der Kommandant des gesunkenen U-Bootes befindet. Hier erfahre ich, dass der Schlepper dreizehn Mann und das Hafenschutzboot noch weitere sieben Mann gerettet haben, so dass jetzt im ganzen 30 Mann geborgen sind. Um 00:30 h nach Vereinbarung mit dem Kommandanten des U-Bootes lege ich ab, um die Unfallstelle, von der wir inzwischen abgetrieben sind, wieder aufzusuchen und dort vor Anker zu gehen, um die Stelle zu markieren und Verbindung mit etwaigen noch im Boot befindlichen Männern aufzunehmen. Hierzu benutze ich mit gutem Erfolg Leuchtfallschirme. Die anderen beiden Boote laufen jetzt ein. Ich behalte die von mir geborgenen Leute, die völlig erschöpft und durchgefroren sind, noch an Bord. Um 01:02 h gehe ich unmittelbar neben der Unfallstelle vor Anker.
Um 01:15 h kam die Meldung vom Horchgerät. Schwache Klopfzeichen werden gehört. Ich schicke einen Soldaten mit einem Hammer in eine unter der Wasserlinie liegende Bilge und lasse die Klopfzeichen erwidern. Eine Verbindung wird jetzt hergestellt und nach einiger Mühe werden die Morsesprüche verstanden. Hierbei war es günstig, dass sich unter den Eingeschlossenen zwei Funker befanden. Um 02:08 Uhr empfangen wir den Morsespruch: Langsamer Wassereinbruch, und da der Leitende Ingenieur des U-Bootes, der sich unter den von mir geborgenen Leuten des U-Bootes befand, der Meinung war, dass die Leute aussteigen sollen, lasse ich zurückgeben: Aussteigen. Vom gesunkenen U-Boot kommt die Frage: Wassertiefe.
Die weiteren Anweisungen überlasse ich dem Leitenden Ingenieur, der mit den Verhältnissen des U-Bootes besser vertraut ist als ich. Die Wassertiefe wird den Männern zu ihrer Beruhigung mit elf Metern angegeben, die wirkliche Wassertiefe ist 20 bis 25 Meter. Von unten kommt zurück: Sieben Mann ohne Tauchretter. Der Leitende Ingenieur gibt daraufhin erneut Befehl: Auch ohne Tauchretter aussteigen. Um 02:25 h kommt ein Morsespruch vom U-Boot: Kein Süll am Luk. Antwort: Versuchen durch den Dieselraum auszusteigen. Vom U-Boot kommt daraufhin zurück: Dieselraum abgesoffen. Um 02:30 h Anfrage nach unten: Wie lange können Sie sich noch halten? Antwort: Wir können uns noch vier Stunden halten, alles munter. Es werden jetzt noch einige Morsesprüche gewechselt, die aber nichts Neues geben. Um 04:45 h kommt Korvettenkapitän Schulze an Bord, um die Bergungsarbeiten einzuleiten.
Ein vorbeifahrendes U-Boot wird längsseits gerufen und übernimmt jetzt den Morseverkehr mit U.T. (Unterwassertelefon). Während der ganzen Zeit lasse ich meine Schlauchboote dauernd über die Unfallstelle fahren, um eventuell aussteigende Männer sofort zu bergen. Um 05:15 h kam der große Schwimmkran mit einem Taucher heran. Um 05:35 Uhr erhalten die eingeschlossenen Männer folgenden Befehl: Abwarten, Rettungsarbeiten sind eingeleitet. Der Taucher steigt jetzt runter, kommt aber durch den auf uns zutreibenden großen Schwimmkran in Lebensgefahr und muss schnell wieder hochgeholt werden. Da der Taucher sich jetzt weigert, wieder hinunter zu steigen, tritt eine längere Verzögerung ein. Um 07:10 h wechsele ich meinen Ankerplatz, um etwa 100 Meter, damit der Kran besser arbeiten kann. Um 09:06 h kommt das gesunkene U-Boot mit dem Heck aus dem Wasser.
Um 09:25 h können dreizehn Mann aus dem hinteren Torpedorohr aussteigen. Ich nehme die Männer zu mir an Bord und bringe sie dann nach dem Hafenbecken IV, zum schwimmenden U-Stützpunkt ANTONIO DELFINO. Um 10:15 h werden die geretteten U-Boot-Männer abgesetzt. U 1234 wurde gehoben und bei den Oderwerke AG, Stettin repariert und am 17.10.44 unter dem neuer Kommandanten Oberleutnant zur See Hans-Christian Wrede erneut in Dienst gestellt. Zitat Ende.
Aus Busch/Röll - Die deutschen U-Bootverluste - S. 234, 235, 236.
Bericht eines Überlebenden (Name bekannt)
Es war der 14.05.1944. Wir befanden uns mit dem Boot in der Ostsee zwischen der Halbinsel Hela und Danzig, eigentlich mehr noch zu Hela. Unser Ziel war uns noch unbekannt. Die Aufträge wurden erst später erteilt. Also war unser U-Boot U 1234 mit dem Namen U-Falkenauge auf noch unbekanntem Kurs.
Es war ein sehr ruhiger Tag gewesen, ohne viel Aufregung. Ein jeder Mann ist oder war wie gewohnt an seinem ihm anvertrauten Platz. Ich selber war bereits in meiner Koje, so zwischen verschiedenen Rohren. Aber es war eine Art Bett, so wie es eben in einem U-Boot sein kann. Ich weiß nicht mehr genau, habe ich schon geschlafen - ich weiß nicht mehr. Jedenfalls es war alles beruhigend. Mit noch neun Mann befand ich mich im Heckraum von U 1234. Der Diesel stampfte sein monotones "Lied" und leise kam durch den Lautsprecher die "Nachtmusik". So richtig zum Einschlummern. Das sind noch so Einzelheiten an die ich mich erinnern kann.
Was ist nun plötzlich geschehen ?
Unser Torpedomixer flog von seiner Koje achtern nach vorne zum Kugelschott und hat es auch gleich dicht gemacht (fest verschlossen). Ich flog zwischen den Rohren hin und her als wäre ich in Wien im Prater im Sturmboot. Unser Boot war vorderlastig geworden und sauste in die Tiefe. Da kam mir erst in den Sinn, was soll das ? Sind wir abgesoffen ? Es ging ja riesig schnell. Mit dem Denken kommt man in dieser Lage gar nicht sol flott mit. Das Licht ging aus. Mit Taschenlampen hatten wir uns geholfen. Dann kam Notlicht. Der Bugraum war aufgerissen, da konnte ein Wagen durchfahren. Das Boot hatte sich im Schwebezustand eingependelt. Lagen wir fast auf Gruns ? Alles war still geworden. Wir sahen uns noch fragend an. Es muss für uns alle ein fürchterlicher Schock gewesen sein. Abgesoffen - wirklich gesunken ? Keiner hat etwas gesprochen. Wir sind verloren. Wie kommen wir wieder an die Oberfläche ?
Nach einiger Zeit, die ich kaum messen konnte, kam mir mein Leben wie ein Film vor. Ich war damals 22 Jahre alt. Meine Eltern und Geschwister sind mir erschienen, meine Freunde, meine Bekannten von der Volksschule bis zu Einrücken. Alles rollte vor mir ab, ja wie ein Film. Auf einmal hörte ich, wie an die Bordwand geklopft wurde. Kam ich da gerade wieder zur Besinnung ? Wir konnten uns so verständigen und bekamen dann von irgendwoher Trost zugesprochen - harret aus. Es ist dann allmählich finsterer geworden, bis es ganz finster war. Es wurde auch sehr kalt, unangenehm kalt und - dieser Zustand. Ja was machen wir den nun, die Zeit drängt, die Luft wird knapp.
Wir hatten ein Gerät , mit dem wir für zehn Mann (einstellbar) Luftzufuhr (Sauerstoff) bekamen. Aber trotzdem, es ist kein Dauerzustand und auch keine Lösung. Wir hatten ein Torpedoluk zum Aussteigen, aber nur für acht Mann war die Luftblase mit der wir Aussteigen konnten geeignet. Wer sind die zwei Mann, die sich für die acht opfern sollten ? Es wurde durch Los bestimmt. Mein Freund Reiter und ich sollten die Opfer sein. Inzwischen wurde fleißig an die Wand geklopft, gemorst. Etliche Stunden und noch immer keine Hoffnung. Da hieß es auf einmal , wir werden mittels Kran gehoben. Für uns zwei war es eine riesige Erleichterung, soll das für uns die Rettung sein ?
Tatsächlich. halb 11 Uhr hörten wir Schritte und ein Kettenrasseln. Es dauerte nicht lange und wir konnten irgendwie spüren, wir werden gehoben. Endlich, am Probierhahn konnte ich bereits den Himmel sehen. Das heißt, es kam kein Wasser, wir waren oben. Ein Jubel brach aus und - und - wir lagen wider unten. Das Seil oder Kette war gerissen. Das Torpedorohr wurde geflutet. Der Verschluß wurde geöffnet und ein Seil wurde uns von außen ins innere geworfen. So kam jeder einzeln durch das Torpedorohr raus, in ein großes Schlauchboot. Als wir alle zehn im Schlauchboot waren, hieß es irgendwie, wir waren ja zu blöd zum Sterben. Ja, das ist marinemäßig.
Was war dann weiter geschehen ? Ich weiß nicht mehr. Es war etwas wie ein Bananendampfer, die Ratten waren unsere Freunde, die waren sehr zutraulich. Wir kamen noch in ein Lazarett oder so was ähnliches. Aber lieber Leser ob du es glaubst oder nicht, wir waren graue alte Männer geworden, die keine Zeitrechnung mehr hatten. Die Wiedergeburt war uns gegeben.

Literaturverweise

Busch/Röll - "Die deutschen U-Boot-Kommandanten" - Mittler Verlag - 1996 - S. 241, 260. → Amazon
Busch/Röll - "U-Boot-Bau auf deutschen Werften" - Mittler Verlag - 1997 - S. 151, 230. → Amazon
Busch/Röll - "Die deutschen U-Boot-Verluste" - Mittler Verlag - 2008 - S. 234, 235, 236, 358, 367. → Amazon
Niestlé - "German U-Boot Losses During World War II" - Verlag Frontline Books 2022 - S. 132. → Amazon
Ritschel - "Kurzfassung KTB Deutscher U-Boote 1939 - 1945 - KTB U 1101 - U 4718" - S. 72. → Amazon

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