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Tirpitz (Schlachtschiff)

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Die TIRPITZ war ein im Zweiten Weltkrieg eingesetztes Schlachtschiff der deutschen Kriegsmarine. Sie gehörte der Bismarck-Klasse an und war nach dem deutschen Marinestaatssekretär und Großadmiral Alfred von Tirpitz benannt. Durch kleinere Konstruktionsverbesserungen geringfügig schwerer als ihr Schwesterschiff BISMARCK, ist die TIRPITZ bis heute das größte jemals in Europa fertiggestellte Schlachtschiff.

Am 2. November 1936 wurde auf der Kriegsmarinewerft Wilhelmshaven der Kiel des Schlachtschiffs G, die spätere TIRPITZ, gelegt. Einige Monate zuvor hatten die Arbeiten an ihrem Schwesterschiff BISMARCK bei Blohm & Voss in Hamburg begonnen. Beide Schiffsbauten entsprachen dem gleichen Entwurf, dem eine Gegnerschaft der französischen, nicht aber der britischen Marine zugrunde lag. Das französische Schlachtschiff DUNKERQUE war maßgebend für die Spezifikationen der beiden Schiffe.

Am 1. April 1939 wurde die TIRPITZ von Ilse von Hassell, der Tochter des Namensgebers, in Anwesenheit von Adolf Hitler getauft und vom Stapel gelassen. Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs im September 1939 wurde der Weiterbau beschleunigt. Dennoch wurde die TIRPITZ erst am 25.02.1941 in Dienst gestellt, vor allem auch wegen zahlreicher britischer Luftangriffe auf die Werft im Jahr 1940.

Zwischen der TIRPITZ und der BISMARCK bestanden geringe bautechnische Unterschiede. Der auffälligste davon war der bei der TIRPITZ bis an den Rand des Oberdecks vorgezogene Aufbau zwischen den beiden hinteren Türmen der Mittelartillerie. Deshalb konnten die Hauptkräne der TIRPITZ, anders als auf der BISMARCK, nicht auf dem Oberdeck, sondern auf dem so entstandenen darübergelegenen Deck aufgestellt werden. Hinter diesem Vorsprung wurden dann im Herbst 1941 noch zusätzlich Torpedo-Vierlingssätze installiert, eine Bewaffnung, die auf der BISMARCK nicht vorhanden war. Im Gegensatz zur BISMARCK erhielt die TIRPITZ Abdeckhauben auf den achteren Entfernungsmessgeräten der Artillerie sowie u. a. einen markanten, auf dem Schwesterschiff ebenfalls nicht vorhandenen 2-cm-Flak-Vierling 38 auf dem überhöhten 38 cm-Turm Bruno. Im Unterschied zur BISMARCK erhielt die TIRPITZ auch einen Satz Marschturbinen, die den Brennstoffverbrauch bei Teillast (Marschfahrt) optimierten.

Nach Beginn der Bauarbeiten am Schwesterschiff BISMARCK wurden noch Änderungen an der Konstruktion vorgenommen, die in den Bau der später begonnenen TIRPITZ einflossen. Diese Verbesserungen betrafen vor allem die Bunkerzellen im Schiffsrumpf, die anders aufgeteilt waren. Dadurch konnte die TIRPITZ mehr Treibstoff mitführen als die BISMARCK. Bei der BISMARCK konnten diese Änderungen nicht mehr berücksichtigt werden, da ihr Bau bereits zu weit fortgeschritten war.

Insgesamt führten die Veränderungen dazu, dass die Verdrängung der TIRPITZ um 1.200 tn.l. größer war als die ihres Schwesterschiffes und dadurch auch ihr Tiefgang etwas größer. Die TIRPITZ ist das größte je fertiggestellte deutsche Kriegsschiff (BISMARCK 41.700 tn.l., TIRPITZ 42.900 tn.l.).

Nach Abschluss ihrer Einfahr- und Gefechtsübungen, die viel Zeit brauchten, galt die am 25.02.1941 in Dienst gestellte TIRPITZ im Sommer 1941 als einsatzbereit. Dazwischen hatte das Ersuchen des Kommandanten Karl Topp, sein Schiff bereits am Unternehmen Rheinübung ab 18. Mai mit dem Schwesterschiff BISMARCK teilnehmen zu lassen, keinen Erfolg gehabt. Die BISMARCK wurde in diesem Unternehmen versenkt.

Der erste Kriegseinsatz der TIRPITZ kam am 23.–26.09.1941, als sie Vizeadmiral Otto Ciliax als Flaggschiff der sogenannten Baltenflotte diente, die bei dem Unternehmen Barbarossa einen Ausbruch der Baltischen Rotbannerflotte aus der Ostsee nach Großbritannien verhindern sollte. Als dieser Durchbruchsversuch nicht erfolgte, sollte die TIRPITZ eigentlich in die Atlantikschlacht eingreifen. Sie wurde jedoch auf Befehl Hitlers im Januar 1942 nach Norwegen verlegt, um eine erwartete britische Invasion, die den deutschen Erznachschub aus Schweden über Narvik gefährdet hätte, zu verhindern.

Im März 1942 wurde sie erstmals gegen britische Nordmeergeleitzüge eingesetzt, die von Großbritannien aus über die Nordroute (Nordmeer) Nachschub zugunsten der bedrängten Sowjetunion transportierten. Sie verfehlte jedoch die Geleitzüge PQ 12 und QP 8, und das Erscheinen schwerer britischer Einheiten zwang zum Abbruch des Unternehmens (Unternehmen Sportpalast). Auf dem Rückmarsch am 9. März 1942 zwischen 10.15 Uhr und 10.24 Uhr wurden die TIRPITZ und der Begleitzerstörer FRIEDRICH IHN von ca. 25 bordgestützten Torpedoflugzeugen des Typs Swordfish angegriffen, die ihre Torpedos auf geringe Entfernungen von 400 bis 1200 m abwarfen. Bei einem Munitionsverbrauch von 33 × 15 cm, 345 × 10,5 cm, 897 × 3.7 cm und 3.372 × 2 cm wurden drei Abschüsse sicher beobachtet und mehrere andere Maschinen beschädigt. Die FRIEDRICH IHN konnte einen Abschuss erzielen. Am 02.07.1942 lief die TIRPITZ, unterstützt von acht kleineren Schiffen, erneut zu einem Angriff aus, nämlich auf den alliierten Konvoi PQ-17. Britische Aufklärungsflugzeuge entdeckten sie jedoch frühzeitig, worauf sich der Konvoi auflöste, um der Bedrohung zu entgehen; die sichernden Kriegsschiffe zogen sich nach Westen zurück. Auch die deutschen Schiffe wurden nun vom Oberkommando der Marine zur Sicherheit zurückgerufen, und die TIRPITZ kehrte ohne Kampfeinsatz zu ihrem Liegeplatz im Fættenfjord bei Trondheim zurück. Hintergrund des Rückrufs war einerseits Risikovermeidung, vor allem aber waren die alliierten Frachtschiffe als Einzelfahrer nun leichte Beute für deutsche Flugzeuge und U-Boote: 22 von 36 Frachtern mit über 140.000 BRT und das auf diesen eingeschiffte besonders wertvolle Kriegsmaterial für die Rote Armee gingen verloren. Dieses Unternehmen mit dem Tarnnamen Rösselsprung ist das klassische Beispiel für die Fleet-in-being-Rolle der TIRPITZ: Ihre bloße Präsenz zwang die Briten, ihren Schiffsverkehr in diesem Seegebiet durch schwere Einheiten zu schützen, und ihr gelegentliches Auslaufen – ohne Feindberührung – nahm Einfluss auf die Aktionen des Gegners. Mittelbar war die TIRPITZ durch diese Operation hinsichtlich der Erfüllung des Primärauftrages, der Schädigung der alliierten Nachschublinien, deutlich erfolgreicher als ihr bekannteres Schwesterschiff BISMARCK.

Als einzig weiteres größeres Unternehmen der TIRPITZ ist das Unternehmen Sizilien im September 1943 zu nennen. Zusammen mit dem Schlachtschiff SCHARNHORST und neun Zerstörern beschoss sie als Teil der Kampfgruppe der Kriegsmarine die Wetterstation Barentsburg auf Spitzbergen, wo die Briten mehrere Treibstoff- und Versorgungsdepots eingerichtet hatten. Dem Unternehmen blieb zwar nur mäßiger Erfolg beschieden, doch wurde es trotzdem von der deutschen Propaganda als Signal der ungebrochenen Kampfbereitschaft der deutschen Marine ausgeschlachtet.

Nach dem Verlust der SCHARNHORST beim Seegefecht vor dem Nordkap im Dezember 1943 kam die TIRPITZ nicht mehr operativ zum Einsatz. Während ihrer gesamten Dienstzeit hatte sie damit nicht ein einziges Mal Feindberührung mit gegnerischen Überwassereinheiten.

Bereits während der Bauzeit in Wilhelmshaven versuchten britische Flugzeuge, das deutsche Schlachtschiff auszuschalten. Bis 1942/43 kam es jedoch zu keinen nennenswerten Erfolgen. Gründe dafür waren die ausgezeichnete Panzerung der TIRPITZ sowie die bis dahin noch starke deutsche Luftabwehr.

Der britische Premierminister Winston Churchill erklärte es 1942 zur wichtigsten Aufgabe der Royal Navy, die TIRPITZ zu versenken. Da Luftangriffe nicht den gewünschten Erfolg brachten, griffen die Briten auf unkonventionelle Methoden zurück. So bargen die Deutschen Ende 1942 einen scheinbar harmlosen, gesunkenen Fischkutter im Eingang des Trondheimfjords, dem Zugang zum Liegeplatz der TIRPITZ im Fættenfjord. Bei der Untersuchung stellte sich heraus, dass er zwei Torpedos an Außenleinen mitgeschleppt hatte. Nachdem diese aufgrund Unwetters verlorengegangen waren, hatte die Besatzung, ein britisch-norwegisches Kommando, den Kutter versenkt (Operation Title).

Im September 1943 wurde die TIRPITZ von drei britischen Kleinst-U-Booten der X-Klasse an ihrem neuen Liegeplatz im Kåfjord angegriffen (Operation Source). X-5 sank bereits bei der Annäherung an die TIRPITZ, wobei die Umstände, die dazu führten, nicht geklärt sind. Den Mannschaften von X-6 und X-7 gelang es jedoch, zwei jeweils zwei Tonnen schwere zeitgezündete Minen unter dem Schlachtschiff zu positionieren. Wenngleich die Besatzungen der beiden erfolgreichen Kleinst-U-Boote in Gefangenschaft gerieten, war die verbleibende Zeit bis zur Zündung der Seeminen zu knapp, um den für das Verlassen des Liegeplatzes erforderlichen Dampfdruck auf der TIRPITZ aufzubauen. Nur durch Einholen der Leinen mittels Vorder- und Achterspill konnte die TIRPITZ innerhalb ihres Liegeplatzes ein wenig seitwärts manövriert werden. Die folgende Detonation beschädigte nicht nur den Rumpf und die innere Struktur, sondern verschob auch die Maschinen auf ihren Fundamenten, so dass die TIRPITZ bis März 1944 nicht mehr fahrbereit war. Zur Wiederherstellung der vollen Kampfkraft des Schlachtschiffes wurden mehr als 400 Werftarbeiter von deutschen Werften (vor allem aus Kiel) und mehrere Arbeitsschiffe nach Norwegen beordert, wo sie unter Hochdruck die Instandsetzungsarbeiten durchführten.

Als 1944 die Landung in der Normandie bevorstand, forderte Churchill erneut die Vernichtung der TIRPITZ. Sie sollte keine Chance erhalten, die Invasionsflotte anzugreifen. Dazu wurden bei einem ersten Angriff (Operation Tungsten) fünf Flugzeugträger vor die norwegische Küste geschickt. Am Morgen des 03.04.1944 startete der erste Luftangriff (15 Bombentreffer, 135 Tote). Bis August 1944 griffen wiederholt große Verbände britischer Trägerflugzeuge an, ohne jedoch gravierende Schäden zu verursachen. Die Besatzungsverluste beliefen sich dabei jedoch auf mehr als 400 Tote und Verwundete.

Weil Angriffe mit herkömmlichen Bomben nicht zur Vernichtung der TIRPITZ geeignet waren, wurde der Einsatz von Spezialbomben vorbereitet: Diese „Tallboys“ – offizielle Bezeichnung D.P.12000 lb (Deep Penetration, 12.000 Pfund) – mit einem Gewicht von 5,4 Tonnen, davon 2,4 t hochbrisanter Sprengstoff, waren unter anderem zur Zerstörung von bis zu fünf Meter starken Betondecken deutscher U-Boot-Bunker entwickelt worden.

Da sich der Liegeplatz des Schiffes im Kåfjord außerhalb der Reichweite britischer Bomberstützpunkte befand, flogen die 9. und die 617. Squadron („Dam Busters“) der RAF mit Lancaster-Bombern am 15.09.1944 von Yagodnik in der Nähe von Archangelsk in der Sowjetunion aus einen Angriff, bei dem 24 Tallboys abgeworfen wurden (Operation Paravane). Angesichts des massiven Flakfeuers und der sehr starken Rauchentwicklung durch die in der Nähe installierten Nebelanlagen gelang es nicht, das Schiff zu versenken. Der einzige Treffer, welcher das Vorschiff 10.5 Meter hinter dem Bug vor dem Kettenstopper durchschlug und außenbords direkt am Schiff unter Wasser in ca. 11 m Tiefe detonierte, beschädigte das Schiff allerdings so sehr, dass es nicht mehr seefähig war. Die freigesetzte Sprengenergie (2.358 kg Torpex) dieser Explosion entsprach dabei etwa zehn gleichzeitigen Torpedotreffern an derselben Stelle.

Daraufhin verlegte die TIRPITZ nach einer Behelfsreparatur – zwar mit eigener Kraft, aber höchstens noch 10 Knoten Fahrt – am 15.–16.10.1944 fünf Kilometer vor Tromsø zwischen die Inseln Håkøya und Store Grindøya, um als schwimmende Geschützbatterie die von Hitler befürchtete Invasion der Alliierten abzuwehren. Am 13.10.1944 war im Rahmen der Petsamo-Kirkenes-Operation von den Sowjets das finnische Liinahamari, am 15.10.1944 Petsamo erobert worden. Dies mag auch eine Rolle gespielt haben, um das Schiff in Sicherheit zu bringen.

Bei Tromsø konnte die TIRPITZ jedoch von britischen Stützpunkten aus erreicht werden. Die Briten setzten die Aktionen zur Versenkung des Schiffes mit ungebrochener Intensität fort, auch weil ihnen der bereits zugefügte Schaden am Schiff – der die TIRPITZ als aktive Bedrohung bereits ausschloss – nicht vollumfanglich bewusst war. Am 29.10.1944 startete die RAF von der RAF Station Lossiemouth (Schottland) aus einen Angriff mit 32 Lancaster-Bombern (Operation Obviate), wobei der einzige Nahtreffer die Backbord-Außenwelle (genauer die Außenstopfbuchse) zerstörte und das Achterschiff aufriss, so dass es backbordseitig auf 35 m Länge geflutet wurde.

Am 12.11.1944 griffen schließlich bei der Operation Catechism 32 Lancaster-Bomber – wiederum von Lossiemouth aus – die TIRPITZ unter Idealbedingungen an: Klare Sicht, keine Nebelmaschinen in der Umgebung des Liegeplatzes, und die Jäger der deutschen Luftwaffe starteten nicht. Zwei der 29 abgeworfenen „Tallboy“-Bomben trafen das Schiff an Backbord auf Höhe des Katapults und von Geschützturm C (Caesar) und durchschlugen das Panzerdeck. Mehrere Nahtreffer beschädigten den Schiffsrumpf schwer. Kurze Zeit später kam es an Bord zu einer Explosion, bei der Turm C aus seiner Bettung gehoben wurde und 12 Meter entfernt auf das Deck stürzte. Daraufhin wurde der Mannschaft, die wegen der Landnähe keine Schwimmwesten angelegt hatte, der Befehl „Alle Mann von Bord“ erteilt. Die TIRPITZ kenterte, bis die Aufbauten im seichten Wasser auf Grund lagen. 1204 Mann der Besatzung kamen ums Leben, 890 wurden gerettet, davon wurden 84 mit großem Aufwand aus dem Rumpf herausgeschnitten.